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„Barmherzige Rache“6. Dezember 2024 in Weltkirche, 12 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Am 15. Dezember besucht der Papst die Geburtsstadt Napoleons und ist nicht bei der Eröffnung der Notre Dame in Paris, eine Woche zuvor, dabei. Historisch ist das interessant.
Paris / Rom (kath.net / pk) Wenn am 8. Dezember die Notre Dame feierlich eröffnet wird, ist einer nicht dabei: Papst Franziskus. Ein päpstlicher Besuch in Paris wäre aus historischer Sicht durchaus von Bedeutung gewesen, heißt es in einem Kommentar auf „Aleteia“. Er hätte an ein Ereignis erinnert, dessen 220. Jahrestag am 2. Dezember begangen wird: die Krönung Napoleons durch Pius VII. in Notre Dame.
Diese hatte einen unangenehmen Beigeschmack: Napoleon riss dem Papst die Krone aus der Hand und krönte sich selbst. All das passierte, nachdem der französische Herrscher schon eine Reihe von Gewaltakten gegen den Vorgänger von Pius VII. vollzogen hatte: Pius VI. war von französischen Revolutionstruppen entführt und in den Kerker gesteckt worden, wo er schließlich auch starb.
Im Jahr 1804 erklärte sich Pius VII. bereit, nach Paris zu reisen, um die Krönung Napoleons zu feiern. Er hoffte, ihn dadurch zu zwingen, seine politischen Entscheidungen rückgängig zu machen, die das 1801 unterzeichnete Konkordat verrieten und die französischen Diözesen von ihrer Verbindung mit Rom abschnitten.
Doch Napoleon, für den die Religion seiner kaiserlichen Macht untergeordnet werden musste, wollte dies nicht zulassen. Schlimmer noch: 1809 beschloss er, den Kirchenstaat zu annektieren. Der Papst exkommunizierte ihn, aber Napoleon ließ ihn entführen und nach Savona verbannen, bevor er seinen Sohn zum „König von Rom“ ernannte.
Die päpstliche Macht stand nun auf dem Spiel: Pius VII. ließ im Exil den Ring des Fischers zerstören, um zu verhindern, dass Napoleon ihn stahl, um einen Usurpator einzusetzen. Daraufhin wurde er nach Fontainebleau versetzt, wo der Kaiser ihn zwingen wollte, den päpstlichen Sitz in Paris, auf der Île de la Cité – in der Nähe von Notre Dame – zu errichten.
1813, isoliert und unter ständigem Druck von Napoleon, der die Kirche zu zerstören drohte, willigte der Papst schließlich ein. Doch auf Anraten seiner rechten Hand, Kardinal Consalvi, zog er seine Entscheidung sofort zurück und provozierte damit den Zorn Bonapartes. Von nun an setzte sich Pius VII. gegen den Kaiser zur Wehr. Dieser war international in einer schlechten Position und musste schließlich den Pontifex gehen lassen. Pius VII. kehrte triumphierend nach Rom zurück.
Vor diesem historischen Hintergrund ist es durchaus spannend, dass Franziskus Mitte Dezember nach Ajaccio auf Korsika reist. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Geist der Rache hinter der päpstlichen Entscheidung stand, nicht an der Wiedereröffnung der Notre Dame teilzunehmen, obwohl der französische Staatspräsident darauf bestanden hatte“, heißt es in dem Beitrag.
Die Entscheidung, Ajaccio zu besuchen, den Geburtsort Napoleons, sei „eine erstaunliche Wendung der Geschichte“. Der Papst werde dort die Straßen der Stadt besichtigen, von denen die Hälfte nach dem Kaiser benannt ist. Napoleon werde sinnbildlich bei der Papstmesse anwesend sein, „denn eine riesige schwarze Statue des Mannes mit dem Dreispitz dominiert die Place du Casone, auf der die Feier stattfinden soll“.
„Alles in allem wird der Papst einen ganzen Tag im Land seines ehemaligen Feindes verbringen, des ,korsischen Unholds‘, der die Kirche erzittern ließ“, so der Kommentator. „Aber die Kirche ist, anders als das französische Kaiserreich, noch da. Im Gegensatz zu Papst Franziskus, der als erster Papst einen Fuß auf die Insel der Schönheit setzen wird, kehrte Napoleon nie triumphierend nach Ajaccio zurück.“
Als der abgesetzte Kaiser schließlich ins Exil geschickt wurde, war es im übrigen Papst Pius VII., der sich bereit erklärte, Mitglieder der verhassten Bonaparte-Familie in Rom aufzunehmen, zu beherbergen und zu versorgen, insbesondere Napoleons Mutter Letizia und seinen Bruder Joseph.
„Es ist eine Anekdote, die zeigt, dass die katholische Kirche, die fast 2.000 Jahre alt ist, nicht vergisst, aber verzeihen kann. Unter diesem Gesichtspunkt kann der Besuch von Papst Franziskus in Ajaccio als barmherzige Rache bezeichnet werden.“
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Lesermeinungen | da war noch was 7. Dezember 2024 | | |
Ich bitte das kath.net - Team meinen letzten Kommentar und diesen hier nicht zu veröffentlichen.
Sicherlich geht es, wenn überhaupt um die Feierlichkeiten und die Kathedrale, die ganz im Mittelpunkt stehen sollte und nicht der Papst!
Vielen Dank! | 0
| | | da war noch was 7. Dezember 2024 | | | Anderer Grund? Ich könnte mir vorstellen, dass es so sein könnte, dass er Übles vermutet, gerade nach der furchtbaren Olympia-Inszenierung, und dem aber mit seiner Anwesenheit keine Legitimität geben möchte. Daher vielleicht bewusst ein klares Zeichen an Napoleons Wurzeln, als Kontrapunkt!
So war meine erste Einschätzung (seinen Buch-Tipp im Hinterkopf*), bevor ich diese Links fand:
https://katholisches.info/2019/07/27/freimaurer-notre-dame-soll-profaniert-und-zum-kulturtempel-werden/
Ob das jetzt tatsächlich stimmt oder nicht, bzw. noch aktuell ist? Lassen wir uns überraschen, welche Symbole dort zu sehen sein werden. Aber, mit meiner Anwesenheit krönen, würde ich das Ganze wohl nicht, wenn ich eine Ahnung hätte.
https://www.diepresse.com/19152753/neue-freimaurer-symbole-und-ein-beharrliches-brandraetsel-in-notre-dame
Seine Einstellung scheint klarer, als manch Einem bewusst ist https://kath.net/news/58145.
*"Der Herr der Welt"v.Robert Hugh Benson(u.a.Profanierung einer Kathedrale) katholisches.info/2019/07/27/freimaurer-notre-dame-soll-profaniert-und-zum-kulturtempel-werden/ | 0
| | | rosenstaedter 6. Dezember 2024 | | | Der neue "Hauptaltar" von "Notre Dame" erinnert mich den den Altar der "St. Hedwigs Kathedrale" der neue "Hauptalter" von "Notre Dame", daran müssen sich meine Augen noch gewöhnen.
Aus meiner Sicht steht er etwas verloren im grossen Kirchenraum! | 1
| | | rosenstaedter 6. Dezember 2024 | | | "der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich mit dem Bischofsstab an die Tür der Kathedrale klopfen und da Zitat "20 Minuten":
"Bischof betritt als Erster die Kathedrale
Nach Macrons Ansprache am Samstag auf dem Vorplatz wird der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich mit dem Bischofsstab an die Tür der Kathedrale klopfen und dann feierlich einziehen.
Dazu soll erstmals die gründlich gereinigte Orgel wieder feierlich erschallen.
Am Sonntag wird der Erzbischof mit etwa 170 Bischöfen aus dem ganzen Land und Priestern aus allen Pariser Pfarreien die erste Messe feiern und dabei auch den neuen Altar weihen."
Bei der Teilnahme von Papst Franziskus könnten Protokoll Fragen entstehen wer hat Vorrang! | 0
| | | beertje 6. Dezember 2024 | | |
Sehr befremdlich! Die beiden vorherigen Päpste wären mit Sicherheit gekommen! | 6
| | | Martinus Theophilus 6. Dezember 2024 | | | Korsika statt Paris. Ich bezweifele, daß Franziskus genug historisches Wissen hat, um diese vergangenen Ereignisse zum Maßstab seines Handeln zu machen. Für eher wahrscheinlich halte ich es, daß man ihm aufgeschrieben hat, an welchen Orten lange kein oder noch nie ein Papst gewesen ist.
Und vielleicht hält er sich manchmal selbst für einen kleinen Napoleon, der die Kirche mal ordentlich umkrempeln möchte.... | 3
| | | kleingläubiger 6. Dezember 2024 | | |
Ich sehe das etwas anders, für mich wirkt das eher so, als wäre er näher an Napoleon als bei der Wiedereröffnung einer der wichtigsten Kirchen der katholischen Christenheit. | 4
| | | Versusdeum 6. Dezember 2024 | | | @Schillerlocke Ehrlich gesagt, hatte ich von Franziskus eine "Geste katholischer Beständigkeit" auch nicht unbedingt erwartet. Der Kontrast zwischen seinen beiden Vorgängern und ihm ist für einen gläubigen Katholiken aber auch durchaus eine Herausforderung - sowohl für den Glauben wie auch für die Ratio (an Paul VI. habe ich keine Erinnerung, denke aber öfter an sein Zitat "Der Rauch Satans ist in die Kirche eingedrungen"). | 1
| | | Versusdeum 6. Dezember 2024 | | | @anjali Ich erinnere mich, wie Donald Trump, damals ganz frisch im Amt, fast schon einsam am Rand der Staats- und Regierungsschefs stand. Gastgeber Macron sah das und stellte sich demonstrativ scherzend zu ihm. Bei aller Kritik an der Politik Macrons: Er hat wenigstens Manieren. | 4
| | | Schillerlocke 6. Dezember 2024 | | | Der Einzug des Papstes in Notre Dame hätte ebenfalls als eine Geste katholischer Beständigkeit verstanden werden können, die das hässliche und böse Napoleon-Intermezzo überdauert hat. Vielleicht kommt der Papst aus einem anderen Grund nicht? Weil er nämlich am Samstag und Sonntag in Rom die neuen Kardinäle kreiert? Dann hätte er aber dennoch eine Woche später in Paris sein können und nicht in Ajaccio. Ich halte den Korsika-Besuch des Papstes deshalb für eine Fehlentscheidung. | 5
| | | anjali 6. Dezember 2024 | | | Notre Dame President Trump wird aber kommen. | 6
| | | SalvatoreMio 6. Dezember 2024 | | | Barmherzige Rache oder nicht: es geht um Christi Botschaft der Erlösung! Danke, kath.net, für diese geschichtliche Darlegung, die die Mehrheit der europäischen und der Weltbürger (außer vielleicht Franzosen, Korsen und Geschichtskenner) wohl kaum genauer kennt. - Aber Notre Dame ist nicht nur Wahrzeichen von Paris, sondern der Mutter der Kirche, zu der der Engel Gabriel die einzigartigen Worte sprach: "Du wirst den Sohn des Allerhöchsten gebären". Mit ihrem JA begann ein neues Zeitalter. Gerade die Christenheit in Frankreich hat über lange Zeit sehr viel Großes für die Kirche Christi vollbracht, und wir dürfen sie nicht auf ihre blutigen Ereignisse festnageln. In Lourdes sprach die Muttergottes selber aus: "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!" Somit wird dieser 8. Dezember ein Gnadentag nicht nur für die Kirche, sondern auch für die übrige Welt sein (auch wenn sie es vom Glauben her weitgehend nicht versteht). - Seltsam, dass der Stellvertreter Christi auf Erden nicht zugegen sein will, wenn Notre Dame neu erstrahlt. | 5
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