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'Du kannst nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert'

11. September 2024 in Familie, 1 Lesermeinung
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Wer einen Verlust erlebt, braucht die richtige Strategie, um gut damit umzugehen, sagt Father Mike Schmitz in einem aktuellen Video. Von Petra Knapp.


Duluth (kath.net) Job verloren, Fahrrad gestohlen, Freundschaft beendet. Es gibt viele Verluste, mit denen wir in unserem Leben konfrontiert sind. Manche von ihnen sind leichter verkraftbar, andere sind existenziell, etwa wenn ein geliebter Mensch stirbt. Ein bewusster Umgang damit sei wichtig, rät der amerikanische Priester Mike Schmitz in einem aktuellen You-Tube-Video.

Menschen greifen im Wesentlichen zu vier Strategien, wenn sie Verlust erleben, analysiert Schmitz. Er fasst sie zusammen in die vier „R“: Restore, Replace, Redesign, Relinquish – Wiederherstellen, Ersetzen, Umgestalten, Loslassen. Je nach existenzieller Bedeutung des Verlustes sei entweder das eine oder das andere ratsam. Schmitz rät jedenfalls dazu, Verlorenes nicht automatisch „auszugleichen“, indem man Dinge, Situationen oder sogar Beziehungen einfach „ersetze“.

Wiederherstellen sei der erste Impuls, den jeder Mensch habe, wenn es um das Thema „Verlust“ geht. „Im Grunde will ich das Ding zurückbekommen“, fasst Schmitz zusammen. Dies könne eine Sache sein oder auch eine Beziehung. Manchmal wolle man auch Lebensabschnitte einfach festhalten, beobachte er bei vielen Studenten am Uni-Campus.

Wenn sie ihr Studium fertig haben, erleben sie einen Verlust an Freiheit und gleichzeitig den Wunsch, das Leben weiterzuführen, das sie haben. Sie lebten oft nach dem Motto: „Ich will so leben, als ob nichts geschehen wäre. Ich werde versuchen, wieder ein Leben zu erschaffen, das genauso aussieht wie das Leben, das ich verlassen habe.“


Viel schwerwiegender sei es bei Beziehungen. Bei einer Trennung hätten viele Menschen den Impuls, ihren Partner rasch zu ersetzen. „Ich habe diese Person nicht mehr in meinem Leben, dann muss ich mir einfach eine neue besorgen“, sei der Leitsatz vieler Menschen.

Interessanterweise gibt es diese Reaktion des Ersetzens auch, wenn man schlechte Angewohnheiten loswerden will. Wer das Rauchen aufgeben wolle, der suche sofort nach einem „Ersatz“ dafür. Dabei sei es durchaus klug, eine schlechte Gewohnheit durch eine gute zu ersetzen, „weil die Natur ein Vakuum hasst“, bemerkt Father Schmitz. „Wenn ich also das Schlechte nicht durch etwas Gutes ersetze, dann wird ein großes Loch entstehen und etwas Schlechtes wird sich hineinschleichen.“

Die Frage, die sich jeder stellen müsse, sei: Wollen wir rein instinktiv ersetzen und möglichst rasch „ausgleichen“ –  oder ist es in voller Absicht und bewusst. Wenn Menschen von einer Beziehung in die nächste gehen, sei es weise, zu hinterfragen, ob sie nicht eine Zeit bräuchten, „in der sie eben nicht versuchen zu ersetzen, was sie verloren haben“ sondern sich eine Pause gönnen zum Reflektieren.

Die dritte Möglichkeit sei „redesign“, also das Umgestalten. Ein Beispiel nannte Mike Schmitz, wenn fertige Uni-Absolventen das, was sie gelernt und erlebt haben am Uni-Campus in ihren nächsten Lebensabschnitt mitnehmen. Sie sagen dann: „Ich werde etwas von den großartigen Dingen, die ich am College hatte, mitnehmen, ich werde etwas Neues daraus entwerfen.“

In manchen Lebenssituationen sei es schließlich weise, Dinge definitiv loszulassen, resümiert Father Schmitz. „Manchmal ist es das einzige, was übrigbleibt. Ich denke an Paare, die ihr ganzes Leben zusammen verbracht haben, und dann ist einer von ihnen gegangen, und die Person bleibt als Witwe oder Witwer zurück. Ich kann nicht einfach leben, als ob nichts wäre… Ich kann hier nicht etwas umgestalten. Ich kann die Person irgendwann einfach gehen lassen. Ich kann das Wollen aufgeben, dass es anders sein soll…“

Er kenne auch viele Eltern, die ein Kind verloren haben. Wohlmeinende Menschen sagen ihnen manchmal: Na ja, du bist du bist noch jung, du kannst noch mehr Kinder haben. „Aber du kennst die Wahrheit: Du kannst nicht das Kind, das gestorben ist, ersetzen!“, rät Schmitz dazu, sich der Wirklichkeit zu stellen. „Du kannst nicht einfach so tun, als ob nichts wäre.“

„Loslassen bedeutet, dass ich irgendwann diese Person, diese Beziehung, diese große Gabe, die ich hatte, dem Vater anvertrauen und in seine Hände legen kann. Ich kann sagen: Das hat mir das Herz gebrochen, das hat mein Leben zerstört, und jetzt gebe es in deine Hände, Vater. Ich übergebe dir diese Person, diese Beziehung, ich übergebe dir diesen Traum, übergebe ich alles, wie ich früher war oder gelebt habe… Und ich kann das wirklich aufgeben, damit ich im Glauben vorwärtsgehe.“

Von den vier Antworten sei keine immer richtig oder immer falsch“, aber es sei wichtig, diese Übergänge sehr bewusst zu betrachten. „Was machst du nun mit den Verlusten in deinem Leben? Sollst du versuchen, sie zu wiederherzstellen oder zu ersetzen, sollst du probieren, sie umzugestalten? Oder ist es an der Zeit loszulassen und das Verlorene in die Hände des Gottes zu legen, der dich liebt?...“

 

Coping With Major Losses: 4 Practical Tips from Fr. Mike (youtube.com)


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Lesermeinungen

 gebsy 12. September 2024 

Dankbares Loslassen

durfte ich immer wieder erfahren; bin zum zweiten Mal verwitwet und mit beiden Frauen über den Tod hinaus verbunden.


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