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Lebt nicht mit der Lüge! - Leseprobe 3

10. Juni 2023 in Buchtipp, keine Lesermeinung
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Leseprobe 3 aus dem neuen „New York Times-Bestseller“-Buch „Lebt nicht mit der Lüge!“ von Rod Dreher, dem bekannten US-Autor der „Benedikt-Option“.


Linz (kath.net) 

Im Jahr 2019 besuchte ich den bekannten englischen Intellektuellen Sir Roger Scruton. Wie sich herausstellte, sollte es der letzte Sommer seines Lebens wegen seines Einsatzes für die Unterstützung der Dissidenten in Osteuropa in den 1980er-Jahren sein. Scruton war maßgeblich an der Gründung einer Untergrunduniversität in Prag beteiligt. Als bekanntester konservativer Akademiker Großbritanniens wurde er später zu einem der eindringlichsten und sprachgewandtesten Kritiker dessen, was wir als „Political Correctness“ bezeichnen, zum Teil weil er so oft deren Opfer wurde.

Wir saßen in der Bibliothek seines Bauernhauses im ländlichen Wiltshire. Sir Roger stimmte zu, dass wir keinen politischen Kampf führen, sondern es eher mit einem Religionskrieg zu tun haben. „Es gibt dabei keine offizielle Linie, aber alles nimmt eine feste Gestalt an um eine Reihe von Lehrsätzen, die wir problemlos erkennen können.“

Er erklärte, dass im aufkommenden sanften Totalitarismus jeder Gedanke oder jede Verhaltensweise, die man als Ausgrenzung der Mitglieder der von der Linken bevorzugten Gruppen deuten kann, scharf verurteilt wird. Die „offizielle Doktrin“ wird nicht durch das Regime von oben angeordnet, sondern kommt von unten und basiert auf dem Konsens des linken Flügels. Sie wird mit großem Druck in Form von Hexenjagd und Schuldzuweisungen durchgesetzt.

„Wenn Sie aus der Reihe ausscheren, vor allem wenn man als Journalist oder Akademiker im Bereich der Meinungsbildung tätig sind, dann besteht das Ziel darin, zu unterbinden, dass Ihre Stimme gehört wird“, sagte Scruton. „Sie werden somit von jedweder Lehrtätigkeit entfernt oder, wie es vor Kurzem bei mir vorgekommen ist, Sie werden zum Tagesthema wegen eines verlogenen, frei erfundenen Interviews, das dazu benutzt wird, Sie aller möglicher Gedankenverbrechen zu beschuldigen.“


Scruton bezog sich auf einen linken Journalisten, dem er kürzlich ein Interview gegeben hatte. Der Journalist verdrehte Scrutons Worte so, dass er wie ein Fanatiker klang, und brüstete sich in den sozialen Medien damit, einen „Rassisten und Homophoben“ skalpiert zu haben. Glücklicherweise tauchte eine Tonaufnahme dieses Interviews auf und rehabilitierte Sir Roger. Viele andere, die in unserer Zeit ähnlicher Gedankenverbrechen bezichtigt werden – Orwells Ausdruck für ideologische Verstöße –, haben nicht so viel Glück.

Scruton sagte mir, dass Gedankenverbrechen – mit anderen Worten Irrlehren – ihrem Wesen nach Anklage und Schuld gleichsetzen. Er hatte dies auf seinen Reisen in die kommunistische Welt erlebt, wobei das Ziel darin lag, das System mit minimalem Aufwand aufrechtzuerhalten.

„Zu diesem Zweck wurden hin und wieder Gedankenverbrechen erfunden, mit denen man den Feind des Volkes in die Falle locken konnte“, sagte er. „Zu meiner Zeit war das die ›Zionistisch-imperialistische Verschwörung‹. Man konnte beschuldigt werden, Mitglied dieser Verschwörung zu sein, aber niemand war in der Lage, sich gegen diese Anschuldigung zu verteidigen, weil niemand wusste, was das überhaupt war!

„Es ist genau wie bei ›Homophobie‹ oder ›Islamophobie‹, diesen neuen Gedankenverbrechen“, fuhr Scruton fort. „Was um Himmels willen ist damit gemeint? Und dann kann jeder mitmachen und elektronische Steine auf den Sündenbock werfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, weil man für die Beschuldigung keinen Beweis zu erbringen hat.“

Das Ausmaß der zeitgenössischen Gedankenverbrechen wird ständig größer – Homophobie, Islamophobie, Transphobie, Biphobie[i], Fettphobie, Rassismus, Ableismus[ii] usw. –, wodurch es schwierig wird zu erkennen, ob man sich noch auf sicherem Boden bewegt oder dabei ist, auf eine Landmine zu treten. Doch Scruton hat recht: All diese Gedankenverbrechen leiten sich ab von „Doktrinen“ – sein Wort –, die uns allen vertraut sind. Diese politischen Leitsätze prägen die ideologische Stoßrichtung des sanften Totalitarismus unserer Zeit in der gleichen Weise, wie die marxistischen Lehren des ökonomischen Klassenkampfes den harten Totalitarismus der Sowjet-Ära geprägt haben.

Man stelle sich einen Berufsanfänger in einem der weltweit größten Unternehmen vor oder einen unkündbaren Universitätsdozenten, wie sie sich durch den hundertsten Workshop über Diversität, Gleichheit und Inklusion quälen und alles tun, um nicht in den Verdacht zu geraten, abweichender Meinung zu sein. Tatsächlich brauche ich mir das gar nicht vorzustellen. Als Journalist, der über solche Themen schreibt, höre ich oft Geschichten von Leuten – immer höhere Angestellte wie Akademiker, Ärzte, Anwälte, Ingenieure –, die heimlich ein Leben als gläubige oder gesellschaftspolitische Konservative führen. Sie wissen, dass eine Abweichung von der progressiven Linie oder auch nur der Verdacht, ein Abweichler zu sein, am Arbeitsplatz wahrscheinlich das Ende ihrer Karriere bedeuten würde.

Ein amerikanischer Akademiker beispielsweise, der seine Studien dem russischen Kommunismus gewidmet hatte, erzählte mir, dass er bei einer Sitzung anwesend war, in der die Personalabteilung beschloss, von Stellenbewerbern eine förmliche Erklärung über ihre Loyalität gegenüber der Ideologie der Diversität zu verlangen – obwohl dies mit der Lehrbefähigung oder Gelehrsamkeit nichts zu tun hatte.

[i] Aversion gegen Bisexualität und bisexuelle Menschen (Anm. d. Ü.).
[ii] Diskriminierung von Behinderten (Anm. d. Ü.).

kath.net Buchtipp
Lebt nicht mit der Lüge!
Rod Dreher
272 Seiten
2023 Media Maria
ISBN: 978-3-947931-48-4
Preis Österreich: 22,70 Euro


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