Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst mahnt bei Ehe-Annullierungen zu Sorgfalt und Gerechtigkeit
  2. Bischof Voderholzer: „Bin verärgert über das Vorgehen des Katholischen Büros“
  3. Gruppenvergewaltigungen? Klamroth: „Das kann aber auch ein australischer Austauschstudent sein!“
  4. Geköpfte Linzer Marienstatue - 31-jähriger Katholik muss im März vors Gericht
  5. FAZ: Deutschen Kirchen sind zu Steigbügelhaltern der AfD geworden
  6. Kramp-Karrenbauer verlässt die linke 'ZdK-Titanic'
  7. Kirchliche Grenzüberschreitungen
  8. Kardinal Müller: Viele im Vatikan unterstützen Trump
  9. Trump - Verharmlost eine deutsche Theologin die Nazi-Zeit?
  10. Weiterer Priester in Italien exkommunziert wegen Behauptung, Franziskus sei nicht legitimer Papst
  11. „Immerhin: Wir haben endlich mal wieder einen lebendigen Parlamentarismus gesehen“
  12. Eine völlig logische Positionierung des Berliner Büros
  13. Kardinal Zen/Hongkong: Ein Maskottchen für das Heilige Jahr? Wäre ein Patron nicht besser gewesen?
  14. Trump setzt weiteres Pro-Life-Zeichen und empfängt Down-Syndrom-Kind
  15. Nach Feiertagsverschiebung keine erneute Pflicht zum Kirchgang

Ägypten: „Ich habe Mitleid mit den Tätern“

28. Dezember 2020 in Weltkirche, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Überlebender eines Anschlags auf koptische Christen erinnert sich


München-Wien (kath.net/KIN)

In der Silvesternacht vor zehn Jahren wurde das Leben des damals 20-jährigen koptisch-orthodoxen Christen Kiro Khalil „auf den Kopf gestellt“, wie er selbst sagt. Der Ausdruck gibt das Grauen kaum wieder, dass der junge Mann durchgemacht hat: Er hat ein Attentat überlebt, das gezielt gegen Christen gerichtet war. Drei seiner engsten Angehörigen starben.

 

Auch wenn sich die Sicherheitslage in Ägypten mittlerweile etwas gebessert hat: Khalil hat auch nach dem Anschlag Diskriminierung bis hin zu Todesdrohungen erlebt. „Es war zu viel, dass ein Christ den Mund aufgemacht hat“, erklärt er, der sich seit jenem traumatischen Erlebnis für verfolgte Christen einsetzt. Khalil musste seine Heimat verlassen und fand Zuflucht in Deutschland – und auch ein neues Lebensglück: Vor Kurzem hat er geheiratet.

 

Florian Ripka, Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, sprach mit Khalil über die Kraft zur Versöhnung, Feindesliebe und einen Glauben, der auch in der Verfolgung standhält.


 

Herr Khalil, Sie haben einen Anschlag auf eine Kirche überlebt. Wann war das und was ist passiert?

Ich habe meine engsten Familienangehörigen bei einem Attentat auf die Kirche St. Markus und St. Petrus (Al-Qidissine-Kirche) in meiner Heimatstadt Alexandria verloren. Das war in der Silvesternacht 2010 auf 2011. Wir waren in der Kirche, um Gott für das zu Ende gehende Jahr zu danken. Als wir nach Mitternacht nach draußen gingen, explodierte eine Autobombe gegenüber der Kirche. 24 Menschen starben, mehrere hundert wurden verletzt. Unter der Getöteten waren meine Mutter, meine Schwester und eine Tante. Meine andere Schwester Marina wurde sehr schwer verletzt. Sie musste 33-mal operiert werden.

 

Sie haben ihre engsten Angehörigen verloren. Wie gehen Sie um mit der Trauer und auch der Wut auf die Attentäter?

Ich habe schon von Kindheit an Hass und Ausgrenzung erfahren, weil ich Christ bin. In der Schule wurde ich sehr oft beschimpft, allein schon wegen meines Namens Kiro, der ein traditioneller christlicher Name ist. Mein Mutter hat uns Kinder gelehrt, unsere Mitmenschen dennoch zu lieben, was auch immer sie uns angetan haben. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“: Dieses Gebot Jesu hat meine Mutter in uns eingepflanzt. Das hat mir nach dem Attentat sehr geholfen, mit der Trauer umzugehen.

 

Letztlich war Ihr Glaube der Grund, warum Sie und Ihre Familie von diesem Anschlag getroffen wurden. Haben Sie an Gott gezweifelt?

Überhaupt nicht. Bei dem Silvestergottesdienst waren 4000 Menschen in der Kirche. Davon wurden drei meiner Angehörigen als Märtyrer ausgewählt. Auch wenn es ungewöhnlich klingt: Ich sehe das als eine besondere Gabe, statt in Verzweiflung zu fallen oder zu fragen: „War Gott ungerecht, weil er so etwas zugelassen hat?“

 

Die Täter und Hintermänner des Anschlags konnten nicht ermittelt werden. Was denken Sie über die Attentäter?

Ich habe Mitleid mit den Tätern. Die Extremisten leben unter einem starken Druck. Sie müssen nach ihrer Vorstellung Gewalt gegen Andersgläubige verüben, um Gott zu gefallen. Diese Menschen haben Blut an ihren Händen. Wie kann ein Mensch mit solch einer Schuld leben? Ich stelle mir vor, dass sie genauso unter den Folgen dieses Anschlags leiden wie ich.

 

Sie leben heute in Deutschland. Fühlen Sie sich hier frei, Ihren Glauben zu leben oder welche Herausforderungen für Gläubige sehen sie hier?

In Deutschland gibt es viele Freiheiten. Die sind oft ganz selbstverständlich. Ich habe manchmal den Eindruck: Der Glaube schläft mit der Zeit ein. Oft wächst die Kirche gerade dort, wo es Verfolgung gibt. In Ägypten sterben Christen, damit sie ihren Glauben leben können. Hier in Deutschland werden Kirchen geschlossen oder in Museen umgewandelt. Das finde ich traurig. 

Foto: Koptisches Kreuz in Luxor/Ägypten. © Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 mphc 28. Dezember 2020 

Ein wunderbarer Mensch.

Dass er keinen Hass hat, rettet ihm psychisch sein Leben. Denken wir nur an Holocaust-Überlebende, die ihren Peinigern nicht verzeihen konnten und deshalb jede Nacht von diesen Traumata verfolgt wurden.


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Ägypten

  1. Papst gedenkt der Opfer von Kirchenbrand in Ägypten
  2. Ägypten: Mindestens 41 Tote bei Brand in koptischer Kirche in Kairo
  3. Ägypten legalisiert 1.800 kirchliche Gebäude
  4. Bedeutendes frühchristliches Heiligtum in Kairo restauriert
  5. Keine Angst vor Corona
  6. Ägypten: Wegen Pandemie keine öffentlichen Ostergottesdienste
  7. Ägypten: Bisher knapp 1.200 Kirchen "legalisiert"
  8. Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel besser zu erreichen
  9. Ägypten: Regierung legalisiert weitere christliche Kirchengebäude
  10. Ägypten: Mutmaßliche Täter des Anschlags auf Kopten erschossen






Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Bischof Voderholzer: „Bin verärgert über das Vorgehen des Katholischen Büros“
  3. Kirchliche Grenzüberschreitungen
  4. Kardinal Müller: Viele im Vatikan unterstützen Trump
  5. Kramp-Karrenbauer verlässt die linke 'ZdK-Titanic'
  6. Weiterhin kein Erzbischof für Wien - Doch plötzlich Weihbischof für Diözese Graz-Seckau
  7. Weiterer Priester in Italien exkommunziert wegen Behauptung, Franziskus sei nicht legitimer Papst
  8. Eine völlig logische Positionierung des Berliner Büros
  9. FAZ: Deutschen Kirchen sind zu Steigbügelhaltern der AfD geworden
  10. Wieso wurde die chinesische atheistische Pianistin Weng Yirui (31) katholisch?
  11. „Immerhin: Wir haben endlich mal wieder einen lebendigen Parlamentarismus gesehen“
  12. Gruppenvergewaltigungen? Klamroth: „Das kann aber auch ein australischer Austauschstudent sein!“
  13. Trump setzt weiteres Pro-Life-Zeichen und empfängt Down-Syndrom-Kind
  14. Auch Bischof Hanke distanziert sich vom DBK-Schreiben gegen den CDU-/CSU-Migrationsvorstoß!
  15. Kleines Mädchen begegnet Jesus im Allerheiligsten und ist völlig überwältigt

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz