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Erdö würdigt Meisners Verdienste in Ost und West

15. Juli 2017 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Kardinal Erdö sagte, Meisners Beitrag für die Wiedervereinigung Deutschlands und das Zusammenwachsen von Ost und West sei kaum zu überschätzen - Erdös Predigt in voller Länge! - VIDEO


Köln (kath.net/KAP/DBK) Der ungarische Kardinal Peter Erdö aus Budapest hat die Verdienste des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner für die Weltkirche hervorgehoben. Beim Requiem für Meisner im Kölner Dom sagte Erdö am Samstag in seiner Predigt, Meisner habe als Berliner und Kölner Erzbischof sowie als Vorsitzender des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis einen kaum zu überschätzenden Beitrag für die Wiedervereinigung Deutschlands und das Zusammenwachsen von Ost und West geleistet.

Erdö, der Primas der katholischen Kirche von Ungarn ist und ein langjähriger Freund Meisners war, bezeichnete den verstorbenen Kardinal als einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Wahrheit des Glaubens und als einen "dynamischen" Hirten, der sich stark für Arme und Bedürftige eingesetzt habe. In diesem Sinne habe er einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt wie Papst Franziskus.

kath.net dokumentiert die Predigt von Kardinal Peter Erdö, Primas von Ungarn, in der Beisetzungsfeier von Kardinal Joachim Meisner am 15. Juli 2017 in Köln in voller Länge:

Eminenzen,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Amt,
werte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe trauernde Gemeinde!

1.  Im heutigen Evangelium spricht Jesus aus der Tiefe seines Herzens. Er ist voller Freude, weil die einfachen und demütigen Leute seine Person und seine Offenbarung annehmen. Sie nehmen ihn an, weil sie nicht ihrem eigenen Wissen vertrauen. Sie halten sich nicht für klug und weise. Wir begegnen aber der Freude in dieser Erzählung des Evangeliums auch in einem anderen Zusammenhang. Die Jünger freuen sich darüber, dass sie die Lehre Jesu angenommen haben, weil Jesus den allmächtigen Gott seinen Vater nennt und sagt, dass er den Vater kennt und alles von ihm erhalten hat. Jesus ist derjenige, der uns Menschen all dies offenbaren will. Die Liebe des Vaters offenbart sich uns, wenn wir die Lehre Jesu mit Demut annehmen.
„Ja, Vater“ – ruft Jesus in seinem Gebet. Diese Worte klingen ähnlich, wie das Ja-Wort Mariens und drücken aus, dass Jesus sein ganzes irdisches Leben der Erfüllung des Willens des Vaters widmet. Er ist mit der ganzen Liebe seines menschlichen Herzens dem Vater zugetan. Er ist dem verborgenen Plan treu, der  von der Seite des Menschen betrachtet als Mysterium des Willens Gottes erscheint.

2.  Ich habe Kardinal Meisner noch in der DDR kennengelernt. Die ungarischen Priesterkandidaten durften am Anfang der Siebziger Jahre noch nicht nach dem Westen fahren. Wir konnten aber unsere Ferien in der DDR verbringen, wo wir nicht nur westliche theologische Bücher fanden, sondern auch einer katholischen Kirche begegneten, die zwar in der Diaspora lebte, aber viel mehr Möglichkeiten hatte, als unsere ungarische Kirche. Verschiedene Ordensgemeinschaften z. B., die bei uns streng verboten waren, wie die Jesuiten und viele andere, durften dort legal existieren. So war es auch in Ost-Berlin, an der Pappelallee, wo eine Gemeinschaft der Karmelitinnen lebte. Man sagte, dort gebe es „eine ungarische Schwester“. Diese ungarische Schwester, die dreißig Jahre nach dem Krieg noch immer so genannt wurde, war Cherubina Brümmer, die 1946 – so eine typisch mitteleuropäische Absurdität – als „deutsche Frau“ aus Ungarn vertrieben worden war. Bei diesen Schwestern habe ich zum ersten Mal von dem sympathischen Priester Joachim Meisner gehört, der in Schlesien geboren, in Ostdeutschland Bankkaufmann wurde und als Spätberufener die Priesterweihe empfing. Als ich dann 1975 eine Primizmesse in Ost-Berlin zelebrierte, wurde ich dem neu ernannten Weihbischof Meisner vorgestellt. Später hörte ich, dass er zum Erzbischof von Berlin ernannt worden war. Eine Aufgabe, die in der damaligen Zeit ganz außerordentlich war: Eine Diözese, die in Ost- und West-Berlin gleichfalls zuständig war, ein Erzbischof, der seinen pastoralen Dienst in beiden Teilen der Stadt sogar ausüben durfte. Es war eine ganz heikle Position, die viel Verständnis und Diplomatie von ihm verlangte. Erzbischof Meisner wurde dann in Kürze Kardinal und Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz. In dieser verantwortungsvollen Stellung hat er einen kaum zu überschätzenden Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung geleistet.
1988 wurde er von heiligen Johannes Paul II. zum Erzbischof von Köln ernannt. Er wurde auch Vorsitzender der Solidaritätsaktion Renovabis und hat weit über die Grenzen seiner Diözese hinaus für die Weltkirche Entscheidendes geleistet.
Die Bischöfe unserer Region können dankbar bezeugen, dass Kardinal Meisner auch für die Länder Mittel- und Osteuropas Vieles getan hat. Mit diesen Ländern hat ihn auch die Erinnerung an seinen Vater verbunden, der im Krieg in dieser Region gefallen war.
Die Verdienste von Kardinal Meisner als Oberhirt der Erzdiözese Köln könnten alle Anwesenden viel authentischer bezeugen als ich, der seine schöpferische Tätigkeit nur aus der Ferne begleiten konnte. Sein christliches und soziales Zeugnis hat sich weit über die Grenzen der Erzdiözese von Köln ausgewirkt.


3.  Seine pastorale Einstellung wurde durch Unmittelbarkeit, Offenheit für Kinder, Jugendliche, Arme und Fremde charakterisiert. Schon in seinen priesterlichen Jahren leitete er die Caritas. Sein soziales Engagement für die Armen und Bedürftigen hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet. Er war also ein dynamischer, offener Pastor mit viel praktischem Sinn.
Er hat aber auch die christliche Lehre und die Wahrheit leidenschaftlich gesucht und geliebt. Er hat viel Freude am Glauben und an der pastoralen Arbeit gefunden. In dieser Hinsicht kann man sogar sagen, dass er mit Papst Franziskus kongenial war. Papst Franziskus hat in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium ja geschrieben: „In jeglicher Form von Evangelisierung liegt der Vorrang immer bei Gott, der uns zur Mitarbeit mit ihm gerufen und uns mit der Kraft seines Geistes angespornt hat. Die wahre Neuheit ist die, welche Gott selber geheimnisvoll hervorbringen will, die er eingibt, die er erweckt, die er auf tausenderlei Weise lenkt und begleitet. Im ganzen Leben der Kirche muss man immer deutlich machen, dass die Initiative bei Gott liegt, dass »er uns zuerst geliebt« hat (1 Joh 4,19) … Diese Überzeugung erlaubt uns, inmitten einer so anspruchsvollen und herausfordernden Aufgabe, die unser Leben ganz und gar vereinnahmt, die Freude zu bewahren” (Nr. 12).

4.  Was bedeutet es also, ein Christ zu sein? Eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus, der unser Meister und unser Herr ist. Er ist keine mythologische Figur, sondern eine geschichtliche Person, wahrer Gott und wahrer Mensch. Zu seiner Lehre und zu seinem ganzen Werk führt also ein historischer Weg. Und diesen Weg müssen wir nicht als Einzelgänger begehen, sondern in der Gemeinschaft der Kirche, die uns mit Christus verbindet.
Papst Franziskus hat in seinem letzten Telegramm über den Einsatz von Kardinal Meisner für den Glauben geschrieben: „Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die frohe Botschaft eingetreten“.
Christus hat seine Schüler Freunde genannt. Dies gilt für alle Gläubigen, ganz besonders aber für die Priester und die Bischöfe, die in der eucharistischen Gemeinde in der Person Christi den Vorsitz haben. Eine besondere Verbindung mit Christus erleben wir auch im Gebet. Wir haben mit tiefer Berührung erfahren, dass Kardinal Meisner während seines Stundengebetes vom Gott heimgerufen wurde. In seiner Person hat uns einer der großen Apostelnachfolger unserer Zeit verlassen. Wir danken Kardinal Meisner für sein Glaubens- und Lebenszeugnis, das er für uns alle hinterlassen hat.

5.  Kardinal Meisner war ein großer Marienverehrer. Er hat die Gnadenbilder geschätzt und hat die Gottesmutter als Schutzherrin der verschiedenen Völker und der ganzen Christenheit verehrt. Aus seiner marianischen Frömmigkeit bewahren wir das Vertrauen zur göttlichen Vorsehung und auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, die trotz Schwierigkeiten und Sünden den Weg der Menschheit begleitet. Bitten wir den allmächtigen und barmherzigen Gott: Schenke unserem verstorbenen Mitbruder Anteil an der Gemeinschaft der Jungfrau Maria und aller Heiligen.
Amen.
 
Evangelium: Mt 11, 25–30

Joachim Kardinal Meisner


Domradio - Kardinal Peter Erdö/Budapest predigt beim Pontifikalrequiem für Kardinal Meisner


Domradio - Beisetzung von Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im Kölner Dom


Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Archivfoto Kardinal Meisner (c) Paul Badde


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Lesermeinungen

 Montfort 15. Juli 2017 

Das "Abschiedsfoto" muss im österreichischen Wallfahrtsort "Maria Roggendorf" entstanden sein, ...

... wohl bei einer der "Monatswallfahrten" an einem 13. zum Fatima-Gedenken.

Und im Fatima-Jubiläumsjahr ist Kardinal Meisner sicher in die Seligkeit des Himmels heimgegangen, um nun in der "seligen Gewissheit" der Zusage der Muttergottes in Fatima zu leben: "Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!"


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