Synoden-Experte: Änderungen im Kirchenrecht bis Mitte 2025

18. Oktober 2024 in Aktuelles


Leitender Kirchenrechtler rechnet mit baldigen ersten Reformen - Beobachter: Vorschläge zur Dezentralisierung/Regionalisierung kirchlicher Entscheidungsstrukturen dürften zu den am meisten umstrittenen Punkten gehören


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Konkrete Änderungen am katholischen Kirchenrecht wird es schon wenige Monate nach der in Rom tagenden Weltsynode geben. Das kündigte der Leiter der Kirchenrechtskomission bei der Weltsynode, der spanische Priester Jose San Jose Prisco, am Mittwoch bei einem Pressebriefing im Vatikan an. Er rechne damit, dass erste Veränderungen am Kirchenrecht bereits "im Juni oder Juli 2025" verkündet werden können, andere bräuchten noch etwas länger, sagte er.

Im Prozess zur Vorbereitung der Kirchenrechtsänderungen sei auch das vatikanische Dikasterium für die Gesetzestexte einbezogen. Als mögliche Änderungen bezeichnete Prisco unter anderem die Schaffung neuer "Kirchenversammlungen" auch auf Diözesanebene. Darunter verstehe man Gremien, in denen nicht geweihte Frauen und Männer gemeinsam mit Geistlichen beraten und beschließen könnten.

Wie es beim Pressebriefing des Vatikans hieß, hat es bei der Weltsynode am Mittwoch zudem auch eine ungewöhnlich deutliche Auseinandersetzung über theologische Grundsatzfragen gegeben. Dabei ging es um neue, dezentrale Strukturen in der weltgrößten Religionsgemeinschaft und vor allem darum, ob die verbindliche kirchliche Lehre nur von der Zentrale in Rom allgemeingültig festgelegt werden kann.

Auf entsprechende Änderungsvorschläge einiger Teilnehmer habe ein Synodaler gewarnt: "Ein zersplitterter Glaube bedeutet auch eine zersplitterte Kirche!" Er habe betont, die Einheit der Kirche, die in der Person des Papstes und durch seine höchste Autorität garantiert werde, sei für die katholische Kirche unverzichtbar.

Zuvor war unter anderem gefordert worden, neben oder alternativ zu den bereits bestehenden nationalen Bischofskonferenzen auch kontinentale Beratungs- und Beschluss-Organe mit eigenen Regeln zu errichten. Sie sollten auch in Fragen der Lehre und der Kirchendisziplin eigene Autorität haben. Dazu gehört unter anderem auch die Ehelosigkeit der Priester.

Wie Synoden-Teilnehmer berichteten, wurde zur Klärung der theologischen Streitfrage über die Grenzen und Möglichkeiten einer dezentralen Autorität ein Theologe zurate gezogen. Die Synodenleitung bat den an der renommierten Hochschule "Institut Catholique" in Paris lehrenden Professor Gilles Routhier um Klärung. Der Kanadier versuchte daraufhin, in einem kurzen Vortrag den Begriff der Lehrautorität, an der auch die Bischöfe teilhaben, auf Basis der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu erklären.

Nach Ansicht von Beobachtern dürften Vorschläge zur Dezentralisierung und Regionalisierung kirchlicher Entscheidungsstrukturen zu den am meisten umstrittenen Punkten bei der Schlussabstimmung der Weltsynode am 26. Oktober gehören.

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