Kardinal Duka: „Noch heute sind wir mit Diktaturen und totalitären Ideologien konfrontiert“

12. Juli 2024 in Weltkirche


„In einigen westlichen Ländern“ werden „Männer und Frauen von ihren Mitbürgern ‚zum Schweigen gebracht‘, manche werden sogar entlassen, weil sie sich für das Wohl der Ehe und den Wert jedes menschlichen Lebens einsetzen“.


Prag (kath.net/pl) „Heute steht die Kirche vor verschiedenen Bedrohungen und Herausforderungen. Im Westen im Allgemeinen und in meinem eigenen Land gibt es Versuche, die Kirche – und die Wahrheiten über die menschliche Person – auszuschließen, indem man sie weit aus der Öffentlichkeit verbannt. In einigen westlichen Ländern werden Schulen und Lehrer bedroht, wenn sich herausstellt, dass sie grundlegende Wahrheiten wie den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen lehren. Männer und Frauen werden von ihren Mitbürgern ‚zum Schweigen gebracht‘, manche werden sogar entlassen, weil sie sich für das Wohl der Ehe und den Wert jedes menschlichen Lebens einsetzen.“ Darauf macht der tschechische Kardinal Dominik Duka OP in einem Gastbeitrag für die italienische Tageszeitung „Il Foglio“ aufmerksam.

Doch seien „die Bedrohungen der Grundfreiheit“ außerhalb des Westens „noch gravierender“, stellt er weiter fest. „Auch wenn der Heilige Stuhl im Namen des Realismus lieber ukrainisches Land [Landgebiete] gegen Frieden mit Russland eintauscht, ist dieses noch nicht zustande gekommene Abkommen immer noch besser als ein geheim abgeschlossenes Abkommen – wie das mit der chinesischen Regierung. So wie Schweigen und Komplizenschaft mit dem kommunistischen Regime meinem Land geschadet haben und es der Regierung leichter gemacht haben, Dissidenten einzusperren, so schadet das Schweigen der Kirche angesichts der Menschenrechtsverletzungen durch das kommunistische China den Katholiken Chinas. Nina Shea, Forscherin am Hudson Institute, hat dokumentiert, wie acht katholische Bischöfe in China wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit und ohne Gerichtsverfahren inhaftiert sind. Wir wissen, dass der große Kardinal Joseph Zen verhaftet wurde und nun unter staatlicher Kontrolle und Überwachung steht. Jimmy Lai, ein Konvertit zum Katholizismus und Zeitungsbesitzer, sitzt seit mehr als drei Jahren in Einzelhaft in Hongkong.“

Der tschechische Kardinal, der selbst über viele Jahre ganz konkret die Problematik des Lebens unter einem kommunistischen Regieme erleben musste, führt weiter aus: „Vaclav Havel, mit dem ich einmal eine Gefängniszelle teilte, schrieb, dass der einzige Weg, ein totalitäres Regime zu bekämpfen, darin besteht, dass jeder von uns den Mut hat, sich ungeachtet der Konsequenzen dafür zu entscheiden, in seinem eigenen Leben die Wahrheit zu leben. Noch heute sind wir mit Diktaturen und totalitären Ideologien konfrontiert. Wieder einmal zahlen mutige Menschen den Preis dafür, dass sie sich dagegen gewehrt haben. Gestärkt durch solche modernen Zeugnisse, ob bekannt oder unbekannt, muss die vatikanische Diplomatie ihre Stimme wiedererlangen und erheben, um sich ihnen bei der Verteidigung der menschlichen Person und der Verteidigung des Evangeliums anzuschließen. Es ist wieder einmal Zeit für Mut.“

 


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