23. November 2023 in Aktuelles
Was hat der jahrzehntelange jüdisch-christliche Dialog gebracht, wenn man zwar von Freundschaft und Brüderlichkeit spreche, dann aber mit "eisiger Gleichmacherei" reagiere, sobald es "diejenigen gibt, die versuchen, die Juden auszurotten"
Rom (kath.net/KAP) Der Rat der italienischen Rabbinerversammlung hat Aussagen des Papstes zum Krieg im Nahen Osten kritisiert. Durch die Äußerungen würden "unschuldige Menschen, die ihrer Familien entrissen wurden, mit Menschen, die oft wegen sehr schwerer Terrorakte inhaftiert sind, auf die gleiche Stufe gestellt", teilte der Rabbiner-Rat am Donnerstag mit. Anlass der Kritik waren Äußerungen des Papstes bei der Generalaudienz am Mittwoch. Dabei nahm Franziskus auf zwei kurz zuvor stattgefundene Treffen Bezug: auf eines mit Angehörigen von Geiseln der Terror-Organisation Hamas und auf eines mit Verwandten von Palästinensern in Gaza.
Der Papst selbst sprach von einer Delegation Palästinenser mit in Israel inhaftierten Verwandten. Unklar ist bislang, ob in der palästinensischen Gruppe überhaupt ein Angehöriger einer in Israel inhaftierten Person war. Bei der anschließenden Pressekonferenz der Delegation fand ein solcher Fall keine Erwähnung. Der Vatikan enthielt sich bislang einer Stellungnahme, trotz angekündigten Berichtes zu den Treffen. Auch weitere Aussagen des Papstes stießen auf Unverständnis.
Franziskus sagte: "Sie leiden so sehr und ich habe gehört, wie sie beide leiden. Kriege verursachen das. Aber hier sind wir über Kriege hinausgegangen, das ist keine Kriegsführung, das ist Terrorismus." Hier blieb offen, ob er beide Kriegsparteien oder eine von ihnen meinte.
Die Rabbiner gingen von der öffentlichen Beschuldigung eines Terrorismus durch beide Seiten aus und schrieben: "Diese Stellungnahmen auf höchster Ebene folgen auf problematische Erklärungen von illustren Vertretern der Kirche, in denen entweder keine Spur einer Verurteilung der Hamas-Aggression zu finden ist oder im Namen einer vermeintlichen Unparteilichkeit der Aggressor und die Angegriffenen auf eine Stufe gestellt werden." Sie fragten sich, was der jahrzehntelange jüdisch-christliche Dialog gebracht habe, wenn man zwar von Freundschaft und Brüderlichkeit spreche, dann aber "mit diplomatischer Akrobatik, Balanceakten und eisiger Gleichmacherei" reagiere, sobald es "diejenigen gibt, die versuchen, die Juden auszurotten". Das sei nicht fair.
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