Nordirak: Erzbischof von Erbil sieht christliche Präsenz gestärkt

3. Juni 2023 in Weltkirche


Chaldäischer Erzbischof Warda: Zahl der christlichen Familien in Erbil hat sich zuletzt verdoppelt, auch durch Rückkehrer aus dem Westen


Erbil (kath.net/KAP) Von kleinen Zeichen der Hoffnung, dass die christliche Präsenz im Nordirak künftig wieder gestärkt wird, hat der chaldäische Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, gesprochen. Der Erzbischof äußerte sich kürzlich im Rahmen einer USA-Reise, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am Donnerstag unter Berufung auf das Infoportal "asianews" berichtete.

Einige derjenigen Christen, die in westliche Länder geflohen waren, kehrten nun zurück, insbesondere in die Autonome Region Kurdistan, in der Hoffnung, ihre Kinder in einem christlichen Umfeld großziehen zu können. Seit dem Sieg über die IS-Terrormiliz hat sich laut dem Erzbischof die Zahl der chaldäischen Familien in Erbil bzw. der christlichen Vorstadt Ankawa von 2.000 auf 4.000 verdoppelt. Insgesamt lebten vor Ort wieder 8.000 Familien. Neben Rückkehrern aus dem Ausland würden auch Christen aus anderen Teilen des Irak nach Kurdistan ziehen. Neben der Chaldäisch-katholischen Kirche gebe es vor Ort auch starke Präsenzen der Assyrischen Kirche des Ostens, der Syrisch-orthodoxen und Syrisch-katholischen Kirche sowie der Armenischen Kirche, ebenso auch der Römisch-katholischen und weiterer Kirchen.

Die Sicherheitslage in der Autonomen Region Kurdistan sei gut, berichtete der Erzbischof. Als großes Problem für die Entwicklung des Landes prangerte er aber die grassierende Korruption an.

Der Besuch von Papst Franziskus im März 2021 habe die christliche Präsenz ebenfalls gestärkt und den bestehenden Projekten weiteren Auftrieb gegeben, so der Erzbischof weiter. Die chaldäische Erzdiözese Erbil habe zum Beispiel ein Krankenhaus und vier neue Schulen eröffnet. Die Syrisch-orthodoxe Kirche habe eine eigene Schule eröffnet. Insgesamt gebe es in der Stadt 18 christliche Bildungseinrichtungen.

Auch bei Muslimen seien diese Einrichtungen beliebt, und viele Eltern würden ihre Kinder wegen der hohen Qualität des Unterrichts in katholische Schulen schicken. Das sei auch eine Frage des Vertrauens, so Erzbischof Warda.

Nach der Befreiung von der IS-Gewaltherrschaft sei allen Menschen im Irak klar geworden, "dass das Verzwecken von Religion und die Anwendung von Gewalt im Namen Gottes bzw. der Religion ein verheerendes Faktum ist, das sich auf alle auswirkt".

Papst Franziskus habe den Irakern die Botschaft der Geschwisterlichkeit und der Versöhnung gebracht, mit der die Gewalt überwunden werden kann. Warda: "Wir danken Gott, dass wir die schwierigen Zeiten überwunden haben, aber die Herausforderungen sind immer noch da, und wir hoffen auf unsere christlichen Brüder und Schwestern im Westen, dass sie uns wirklich helfen, damit wir weitermachen können."

In den USA erhielt Erzbischof Warda die Ehrendoktorwürde der Walsh University, einer privaten römisch-katholischen Universität in North Canton (Ohio), und traf mit Vertretern verschiedener katholischer Universitäten zusammen, um die Zusammenarbeit mit der katholischen Universität in Erbil zu erörtern, die Warda vor einigen Jahren gegründet hat.

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