"Wo bleibt das Fleisch?"

23. Mai 2023 in Kommentar


Otti's Optik: Vollendung, nicht Verwesung - Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Rom (kath.net)

"Where is the beef?" Um 1984 war dieser Werbespruch in USA in aller Munde. Die Burger, für die damit geworben werden sollte, waren es damals nicht und sind es heute nicht. Der Kraftspruch wehte sogar durch die Politik, als sich Gary Hart (eigentlich: Hartpence) und Walter Mondale beharkten. Das sind heute vergessene Politiker, die vielleicht schon die Verwesung schauen. Wo bleibt es nur, das welke Fleisch? Ach ne, gerade 'gegoogelt': der coole 'Hartpfennig' im 88. Lebensjahr wandelt noch unter uns, hineingerettet in die vegane Ära fleischloser Propheten. Aber die Tage werden kürzer.

Vorige Tage wollte ich einer Freundin klarmachen, dass die Sakramente der Kirche, hier speziell die Krankensalbung, eine wirkliche Realität transportieren. Es blieb ihr unbegreiflich. Sie räumte ein, dass eine Art Autosuggestion zwar vorliegen könne. Wer früh ein Geschwisterkind verloren habe, beispielsweise, sei vielleicht aufgeschlossener für naiven Selbsttrost, bis hin in die Bierzelte der Wies'n: "Ein Münch'ner im Himmel!" So drollig, so originell, wie er da auf seinem Wölkchen sitzt!

Da die Krankensalbung sündenvergebende Wirkung hat, kann sie nur vom Priester gespendet werden, wie es schon der Jakobusbrief festhält. Und das bedeutet, für die Ohren der heutigen Geschlechtsmodellierer -  infamerweise: nur von einem zum Priester geweihten Mann. Denn der schnöde Realismus der Kirche Christi in Ost und West verlangt, dass es zur realen Repräsentanz Christi als des 'Hauptes der wahren Kirche', nach seiner Weisung, erforderlich ist, dass auch der Ausspender der, auf die Autorität des Herrn gestützten, zentralen Gnadengaben exakt der "materiellen Basis" bedarf, die den einzigen Erlöser der Menschheit kennzeichnet. Jesus ist Mann. Das aber keineswehs zufällig, sondern sinnstiftend, normativ auch für die Relation von Männern und Frauen in der Kirche.

Denn die Erlösung ist fleischlich. Die materielle Schöpfung kippt am Ende der Zeiten nicht in ein Nirwana, einen Morphiumrausch, betäubt, verloren. Uns erwartet eine neue Welt, die aber keine "new world order" im Knast der Zeit ist, die nicht bleibt. Der Himmel ist oben, nicht vorne. Denn kein Mensch in der Geschichte erreicht je das, was "vorne" ist. Die 'vanitas' rächt sich: 'carpe diem'; und trau' um kein Haar dem nächsten Tag. In Wahrheit liegen Zeit und Ewigkeit als zwei Aspekte der Realität allein in Gottes Hand. Der Mensch stirbt nicht an einer Krankheit, sondern weil Gott der Herr ein Leben in sein Reich abberuft. Daran ist schwer zu knacken. Doch gerade das ist der Sinn der christlichen Existenz. Diese Kluft ist nicht nur auszuhalten, versehen mit der "Tröstungen" der heiligen Kirche, sondern zu schließen. Der tröstliche Weinkeller im Priesterhaus ist nicht das höchste der Gefühle, als ob es zu frommen Zeiten dort keine "Kultur" gehabt hätte, ohne fette Zusatzaltersversorgung, nach gelangweilt durchgestandenem Nichtstun. "Gotteslohn" war früher kein Spottwort. Übrigens: Ein Amtsgerichtsdirektor belastete sich unaufgefordert selbst, als er, ohne jede Kritik von mir, an seiner dilatorischen Verfahrensleitung, genervt beteuerte: "Ich sitze ja nicht den ganzen Tag im Büro und tue nichts." Nein. Nach Feierabend tut er auch zuhause nichts (oder fast nichts). Schlimmer noch die Domschattengewächse. Die bringen es vielleicht auf eine Viertelstunde "pastoraler Wirkung" am Tag. Klar. Dass der Verfallenheit preisgegebene Menschenfleisch bedarf keiner Seel-Sorge mehr. Warum dann nicht gleich Menschen an Menschen verfüttern, wie im Film 'soylent green' schon für 2022 prophezeit? Kann ja auch noch ein paar Jahre später eintreffen. Denn der Malthusianismus wurde bisher immer und immer wieder widerlegt. Nicht die "Bevölkerungsexplosion" ist die zentrale Gefahr für die Menschheit, sondern die Anbetung des Todes. Wenn "alles aus" ist, am Tag X, erübrigt sich ja jedes Rechtfertigungsgeschwätz, das inzwischen "progressive" Protestanten wie Katholiken gleichermassen gelangweilt fallen lassen. Anstatt die wirkliche Nachfrage zu befriedigen - wo ist Gott und wohin pilgert mein Fleisch? - schickt uns der "synodale Ausschuss" (10% Ausschuss hat man immer!) auf die Reeperbahn der Selbstvergottung.

Gegen fleischloses Essen ist nichts sagen, bei denen, denen es guttut. Gegen die "fleischlose" Ewigkeit protestiere ich. Sie ist kein Abstraktum, kein spekulativer "Ineinsfall aller Zeitpunkte". Unsere Vorstellungen müssen anthropomorph bleiben. Denn wir leben in dieser Welt und ohne die fünf, sechs oder sieben Sinne erfahren wir nichts aus der wirklichen Welt. Where is the beef? Der Leib Christi wird es uns erweisen! Für unsere liebe Mutter (86), die am Festtag der hl. Sophie von Rom, am 15. Mai, ganz friedlich von uns ging, war der Fall klar. Maria ist im Himmel und bittet für uns. "Denn sonst könnte sie ja nicht, wie in Fatima, auf Erden erscheinen." Das ist eine logische Aussage, die von ihrer Richtigkeit nichts einbüßt, wenn man ihr die matten Glaubenszweifel dieser Welt entgegenhält. Unsere Zukunft in Christus ist "real" eine ziemlich harte Währung. Und was lange währt, das wird endlich gut. Niemand kann mir die fromme Meinung rauben, dass dieses "alte Schlachtross" kaum mehr als drei Tage "purgatoire" zu durchleiden hatte. "Resurrexi - et adhuc tecum sum ..." ließ sie 2017 ihrem eher treulosen Gatten auf das Gebetsbild drucken, immer noch eine treue Seele. Der Philosoph, der mit Papst Paul VI. eng befreundet war, Jean Guitton, zitierte gern J.H. Newman, wenn auch ins Französische übertragen: 'Dix mille problèmes ne font pas un doute." Zehntausend Probleme - in Glaubensdingen - ergeben noch keinen Zweifel." Wir wissen fast nichts über die jenseitige Welt. Aber wir hegen keinen Zweifel: Am Schluss kommt wieder "Fleisch dran" an die oder das 'Lebens-geschichte'. So Gott will und wir ewig leben.

 


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