Franziskus kritisiert politisches Versagen in Argentinien

29. Jänner 2023 in Chronik


Papst in Interview: Schlechte Verwaltung Ursache der grassierenden Armut - Rolle der Kirche in Lateinamerika vor allem, "Dienerin des Dialogs" zu sein und soziale Prozesse zu begleiten.


Vatikanstadt/New York (kath.net/ KAP)
Der aus Argentinien stammende Papst Franziskus hat den führenden Politikern seines Heimatlandes Versagen vorgeworfen. Er wolle sich zwar nicht in das politische Tagesgeschäft einmischen, sagte er im Interview der Nachrichtenagentur Associated Press (Mittwoch). Aber die Zahlen, die er lese, seien eindeutig: "Im Jahr 1955, als ich meinen Schulabschluss machte, lag die Armutsquote in Argentinien bei 5 Prozent." Inzwischen sei rund jeder zweite Argentinier von Armut betroffen. Hinzu komme das hohe Inflationsniveau. "Was ist passiert? Schlechte Verwaltung, schlechte Politik", so das Fazit des Papstes.

Auf die Frage nach einem möglichen Besuch in Argentinien antwortete Franziskus: "Nein, im Moment nicht." Zwar habe es in der Vergangenheit entsprechende Überlegungen gegeben, aber wegen Terminproblemen sei eine solche Reise nicht zustande gekommen. Stattdessen habe er 2018 Chile und Peru besucht. "Und dann war es nicht mehr vorgesehen."

In Lateinamerika sei die katholische Kirche eine "Begleiterin sozialer Prozesse", fuhr Franziskus fort. Ihre Aufgabe sei neben der Seelsorge auch, den gesellschaftlichen Dialog zu fördern, wobei sie jedoch nicht in eine Führungsrolle drängen solle. Bei Konflikten müsse die Kirche als "Dienerin des Dialogs" den Streitparteien die nötige Hilfe anbieten, um am Verhandlungstisch zusammen kommen zu können.

Priester dürften sich dabei nicht als "Staatskleriker" aufspielen, sondern hätten die vorrangige Aufgabe, "Hirten des Volkes" zu sein, so der Papst weiter. Sie sollten sich vor der Verstrickung in Parteilichkeit hüten, was jedoch Äußerungen zu politischen oder wirtschaftlichen Problemen nicht ausschließe. Gelte es, mutig Stellung zu beziehen, so dürften Kirchenvertreter keine Angst vor "Verfolgung" haben - "und auch nicht davor, mit einer Regierung in Konflikt zu geraten, weil man sie nicht genug lobt".

Als Beispiel nannte Franziskus die Kritik der Kirche an der Abholzung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes. Es sei wichtig, dazu beizutragen, "dass diese Dinge nicht weitergehen", so der Papst, der zudem auch den Einsatz für eine "gute Umweltpolitik" befürwortete. Diese sei auch sein eigenes Anliegen beim Verfassen der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" gewesen.

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