Papst Benedikt XVI. – ein Kirchenlehrer?

13. Jänner 2023 in Weltkirche


Der verstorbene Papst sei einer der am besten qualifizierten Kandidaten für die Erhebung zum Kirchenlehrer, schreibt Matthew Bunson. Auch Kardinal Kurt Koch wünscht sich, das Benedikt XVI. zum Kirchenlehrer ernannt wird.


Vatikan (kath.net/jg)

Derzeit gibt es 37 Kirchenlehrer, vier Frauen und 33 Männer, schreibt Matthew Bunson in einem Artikel für die Catholic News Agency. Papst Benedikt XVI. wurde schon lange vor seinem Tod als möglicher Kirchenlehrer bezeichnet.

Um zum Kirchenlehrer zu werden, müssen drei Kriterien erfüllt sein:

  1. Ein heiligmäßiges Leben, welches von der Kirche durch die Heiligsprechung bestätigt wird.
  2. Eine herausragende Stellung in der Lehre der Kirche durch ein Werk, welches einen bedeutenden und dauernden Beitrag zum Leben der Kirche leistet. Das bedeutet aber nicht, dass in ihren Schriften keine Fehler enthalten sind.
  3. Erhebung zum Kirchenlehrer durch die Kirche, in der Regel durch den Papst.

Hinsichtlich der Qualifikationen sei Benedikt XVI. einer der am besten geeigneten Kandidaten, schreibt Bunson. Sein Werk umfasst mehr als 60 Bücher, wichtige Enzykliken, mehr als eintausend akademische Artikel, zahllose Ansprachen und Kommentare sowie Gebete. Er gelte als einer der größten und gläubigsten Theologen der Kirchengeschichte.

Wie einige andere Kirchenlehrer habe Benedikt XVI. die Gabe gehabt, die schwierigsten Lehrinhalte des Glaubens so darzustellen, dass jeder sie verstehen könne. Diese Fähigkeit stelle ihn in eine Reihe mit dem hl. Franz von Sales, dem hl. Ambrosius und dem hl. Johannes Chrysostomus. Seine Bedeutung als Lehrer zeige sich nicht nur in der Weite seiner Theologie, die von Dogmatik über Bibelkunde zu spiritueller Theologie reiche, sondern auch in der Tatsache, dass sich seine Doktoranden zu einem Schülerkreis zusammengeschlossen hätten.

Über eine Heiligsprechung von Benedikt XVI. könne man so bald nach seinem Tod noch nicht viel sagen. Wie bei Papst Johannes Paul II. habe es Rufe gegeben, ihn bald heilig zu sprechen. Ein Seligsprechungsverfahren, welches der Heiligsprechung vorangeht, kann frühestens fünf Jahre nach dem Tod der betroffenen Person eingeleitet werden. Die Kirche kann von dieser Regel auch abweichen, wie sie es etwa bei Papst Johannes Paul getan hat. Ein Heiligsprechungsverfahren dauert für gewöhnlich viele Jahre.

Würde Papst Benedikt XVI. in die Reihe der Kirchenlehrer aufgenommen, wäre er nach heutigem Stand erst der dritte Papst, nach Leo dem Großen und Gregor dem Großen.

 

Stellungnahme von Kardinal Kurt Koch

 

Eine weitere, prominente Stimme für die Erklärung Benedikts XVI. zum Kirchenlehrer ist Kurienkardinal Kurt Koch. Er wolle einer Entscheidung eines zukünftigen Papstes nicht vorgreifen, sagte Koch. „Mit vielen Menschen wünsche und hoffe ich aber, dass dies geschehen wird“, sagte er wörtlich in einem Interview mit Markus Reder, welches auf der Internetseite benedictusxvi.org veröffentlicht ist. Die Seite wurde von der katholischen Zeitung Die Tagespost anlässlich des Todes von Papst Benedikt XVI. eingerichtet. Benedikt XVI. sei „nicht nur ein hervorragender Theologe als Wissenschaftler gewesen“, sondern habe „auch stets im Dienst der Verkündigung des katholischen Glaubens gestanden.“ Für ihn sei der Glaube Maß und Kriterium der Theologie und der Verkündigung gewesen und nicht umgekehrt, betonte Kardinal Koch. Er habe nie danach gestrebt, eine „originelle“ Theologie zu entwickeln. Sein theologisches Denken sei „stets an der wahren ‚Origo’ des Glaubens orientiert, nämlich an der Offenbarung Gottes in der Heilsgeschichte, zuhöchst in Jesus Christus, und an ihrer Weitergabe in der lebendigen Tradition der Kirche“, sagte er wörtlich. Dies mache einen wahren Kirchenlehrer aus, weshalb „mit Recht darauf gehofft werden darf, dass Papst Benedikt XVI. eines Tages in die Schar der großen Theologen auf der päpstlichen Kathedra wie Leo der Große und Gregor der Große aufgenommen werden wird“, sagte Kardinal Koch.

 

 


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