4. November 2020 in Weltkirche
In der südpakistanischen Stadt Karatschi ist die 13-jährige Katholikin Arzoo Raja verschleppt, zur Konversion und zur Heirat mit ihrem mutmaßlichen Entführer gezwungen worden.
München-Wien (kath.net/KIN)
In der südpakistanischen Stadt Karatschi ist die 13-jährige Katholikin Arzoo Raja verschleppt, zur Konversion und zur Heirat mit ihrem mutmaßlichen Entführer gezwungen worden. Laut Angaben von Gesprächspartnern des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ in Pakistan hatte ihr Vater das Mädchen am 13. Oktober als vermisst gemeldet. Später sei sie bei dem 44-jährigen Ali Azhar aufgetaucht, der angab, das Mädchen sei konvertiert und er habe sie geheiratet.
„Kirche in Not“ übernimmt Anwaltskosten
Die Anwältin des entführten Teenagers, Tabassum Yousaf, hatte am 26. Oktober eine Petition beim „Sindh High Court“ mit Sitz in Karatschi eingereicht. Eine erste Anhörung fand am 28. Oktober statt. „Kirche in Not“ liegt ein Video vor, wonach der Mutter von Arzoo der Zugang zum Gericht verweigert wurde.
Wie das britische Internetportal „Premier Christian News“ berichtete, habe der Richter bei der Anhörung die Eheschließung und den Religionswechsel als freiwillige Entscheidung von Arzoo bezeichnet und die Polizei aufgefordert, die „frisch verheiratete Frau“ zu schützen. Weitere gerichtliche Untersuchungen stehen noch aus. „Kirche in Not“ übernimmt die Anwaltskosten für die Familie des entführten Mädchens.
Bereits am 24. Oktober hatte sich eine große Gruppe von Christen, Muslimen und Hindus vor dem Presseclub von Karatschi versammelt und die die Entführung und Zwangsverheiratung von Angehörigen religiöser Minderheiten angeprangert. Angeführt wurde die Protestaktion von zwei pakistanischen Parlamentsabgeordneten.
„Religiöse Minderheiten sind häufig sich selbst überlassen“
Der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen entführt und zwangsverheiratet. Seit 2014 gibt es in Pakistan ein Gesetz zur Beschränkung der Kinderheirat, auf dessen Basis Angehörige und Betroffene gegen derartige Vorfälle gerichtlich vorgehen. „,Kirche in Not’ hat vielfach Kosten für die Verteidigung von Christen finanziert und die betroffenen Familien unterstützt, die in der Regel sehr arm sind oder keinerlei Einkommen haben. Auch im Fall Arzoo Raja machen wir das“, erklärte die Projektdirektorin von „Kirche in Not“ International, Regina Lynch.
Das Hilfswerk sei sehr besorgt über die Situation in Pakistan. Religiöse Minderheiten würden dort sehr oft aus Mangel an finanziellen Mitteln oder sozialer Unterstützung sich selbst überlassen. „Es gibt Fortschritte aus nationaler Ebene, aber es wichtig, dass Polizei und Justizbehörden vom sozialen Druck extremistischer Gruppen befreit werden“, sagte Lynch.
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